Unterrichtsentwurf 1 für eine Deutschstunde zum Thema Lyrik
Die asynchrone Unterrichtsstunde, zum Thema Regenwaldlyrik ist für eine 9. Klasse konzipiert worden, also für eine Klasse, die noch wenig Erfahrung mit dem Thema Lyrik gesammelt hat und sich das Wissen darüber somit erst schrittweise aneignen muss. Die Bearbeitung aller Aufgaben kann zudem in vollständiger Einzelarbeit erfolgen, was im Umkehrschluss bedeutet, dass jene Unterrichtsstunde sowohl in Zeiten des Onlineunterrichts herangezogen werden kann als auch den Schülerinnen und Schülern als unterrichtsvorbereitende Hausaufgabe gegeben werden kann. Dies wäre ebenso eine bereichernde Hinführung zu jenem vielschichtigen Thema der Lyrik, dass den Lernenden häufig zu abstrakt erscheint. Eine weitere Möglichkeit wäre es, einer Klasse diese Unterrichtsstunde als Wochenhausaufgabe aufzugeben. Auch die Wahl dieser Option wäre denkbar und würde darüber hinaus auch zur gezielten Förderung der Schüler*innen beitragen.
Zunächst einmal erhalten die Schüler*innen nämlich mittels eines kurzen Einstiegs durch das bereitgestellte Video einen groben Überblick über jenes Thema. In diesem werden zum einen die Hintergründe des Begriffs „Lyrik“ umrissen werden und zum anderen die wichtigsten Begriffe, die in Verbindung mit dem Themenkomplex Lyrik stehen, kurz und knapp erläutert. Es wird sichergestellt, dass jede/r Schüler*in somit auf den gleichen Wissensstand gebracht wird oder sein bereits bestehendes Wissen reaktiviert. Anschließend müssen die Lernenden ein Quiz auf der Plattform kahoot lösen, dessen Fragen sich an dem vorher gezeigten Video orientieren. Im Weiteren sollen die Schüler*innen ihr neu erworbenes Wissen dann auch tatsächlich im Sinne einer Transferleistung anwenden, in dem sie sich dem Thema der politischen Lyrik widmen und diese analysieren müssen. Als zusätzliche intensivierende Hausaufgabe wird schließlich von ihnen verlangt, selbst produktiv zu werden und einen eigenen lyrischen Beitrag zum Thema der Regenwaldlyrik zu kreieren. Hierbei werden allerdings Hilfestellungen geleistet, um auch eine Leistungsdifferenzierung zu ermöglichen.
Unterrichtsentwurf 2 für eine Deutschstunde zum Thema Epik
Link zur Prezi-Präsentation des Unterrichtsentwurfs zur Epik: https://prezi.com/view/8N0o3KmQxyH0zcIG7t96/
Die entworfene Epik-Unterrichtssequenz ist auf die gymnasiale Oberstufe im Fach Deutsch ausgerichtet, was sich in deren Schwierigkeitsgrad widerspiegelt. Denn es muss bei der Bearbeitung durch die Lernenden sowohl der Inhalt der kompletten Lektüre des „Sandmanns“ als auch das bereitgestellte Material auf der Prezi-Präsentation verstanden werden. Im Laufe der Unterrichtssequenz werden viele Hilfestellungen gegeben, um auch eine Leistungsdifferenzierung zu gewährleisten. Der Umfang der Hilfestellungen ist zudem leicht an die Schüler*innen der Klasse anzupassen und kann auch in Absprache mit der Klasse erfolgen. Voraussetzung ist, dass jede/r Schüler*in technisch die Möglichkeit hat, auf die Präsentation zuzugreifen, um ein individuelles Arbeiten zu ermöglichen. Deshalb müssen die Lernenden bereits den Umgang mit den eingesetzten Medien beherrschen, weshalb eine vorherige Instruktion durch die Lehrkraft nützlich und wünschenswert wäre. Die Aufgabenstellung der Unterrichtssequenz ist so angelegt, dass beide Argumentationsrichtungen seitens der Schüler*innen zugelassen werden, auch wenn die Argumente, die für eine Persönlichkeitsstörung des Nathanael sprechen, sehr stichhaltig sind. Dies soll dazu beitragen, dass die Schüler*innen eigene, aber gut begründete Entscheidungen treffen können und damit auch einem der psychogenen Grundbedürfnisse der Schüler*innen Rechnung getragen wird, nämlich dem des Autonomieempfindens. Darüber hinaus ist die Textform, in der -im Sinne eines handlungs -und produktionsorientierten Unterrichts- ein Gutachten erstellt werden soll, ebenfalls nicht vorgegeben, um den Lernenden größtmögliche Entscheidungsfreiheit zu gewähren. Die Zusammensetzung in der „share-Phase“ kann entweder vom Lehrer vorgegebenen werden, damit beispielsweise Leistungsstärkere Leistungsschwächere unterstützen können, oder die Schüler*innen finden die Gruppen selbst. Auch das hängt primär von den Voraussetzungen in den jeweiligen Klassen ab.
Die Schüler*innen verbessern also zu Beginn ihr Textverständnis, speziell im Bereich der romantischen Literatur. In der ersten Phase liegt der Fokus darauf, schlüssige Argumente zu finden und diese direkt am Text zu belegen. Somit sind zu Beginn Struktur, Textbezug und Ergebnisorientierung essenziell wichtig. In der zweiten und damit auch letzten Phase wird die Aufgabe um den Aspekt der Kommunikation erweitert. Sachverhalte sollen mündlich strukturiert und nachvollziehbar dargelegt werden. Auch der Aspekt, fremde Texte zu untersuchen und zusammen zu überarbeiten, kommt hierdurch zum Tragen.
Ferner lässt sich eindeutig feststellen, dass jener Unterrichtsentwurf tatsächlich auf allen vier, von Ulf Abraham beschriebenen Ebenen der Lesedidaktik, ansetzt. Die kognitive Ebene des Lesens wird beispielsweise berücksichtigt, indem zu Beginn der Stunde Informationen über das Krankheitsbild des Narzissmus bereitgestellt werden mittels derer die Schüler*innen daraufhin selbst adäquate Textbelege suchen und analysieren. Sie müssen folglich eine Transferleistung erbringen, da sie nun mit Hilfe ihres neu erworbenen Wissens eigenständig einen Bezug zum Text herstellen sollen. Des Weiteren wird die emotional affektive Ebene beim Lesen dadurch angesprochen, dass die Lernenden sich in die Figur des Nathanael hineinversetzen und dessen Verhalten richtig deuten müssen. Schließlich sollen die Schüler*innen am Ende der Unterrichtseinheit dezidiert darlegen und begründen können, ob bei Nathanael tatsächlich eine narzisstische Persönlichkeitsstörung vorliegt oder ob andere Motive/Beweggründe sein Handeln und Denken bestimmen. Die soziale Ebene des Lesens wird letztlich dadurch integriert, dass die Schüler*innen die wesentlichen Charaktermerkmale des Nathanael durch die Wahl eines geeigneten Standbildes nachempfinden sollen. Sie müssen sich somit direkt in ihn hineinversetzen und seine Charakterzüge auf geeignete Weise inszenieren. Auch die mediale Ebene findet sich schließlich in jenem Unterrichtsentwurf durch den Einsatz von neuen Medien wieder (YouTube, Prezi-Präsentation), die einerseits zur Aktivierung und andererseits zur Generierung von Wissen beitragen und die Medienkompetenz der Schüler*innen fördern, da diese sich mit jenen Medien eben nicht ausschließlich aus Gründen des reinen Vergnügens auseinandersetzen, sondern damit tatsächlich produktiv arbeiten müssen.
Der Unterrichtsentwurf richtet sich jedoch nicht nur nach jenen beschriebenen vier verschiedenen Ebenen der Lesedidaktik, sondern weist de facto auch eindeutig Merkmale des literarischen Lernens nach Spinner auf. In erster Linie findet man in jener Unterrichtseinheit das vierte Kriterium des literarischen Lernens wieder. Die Kompetenz, sich in literarische Figuren hineinzuversetzen und deren Perspektiven zu übernehmen, trägt nämlich wesentlich zur Bearbeitung des gestellten Arbeitsauftrags bei und wird durch die Auseinandersetzung mit dem Text auch weiterhin geschult – genauso wie das Kriterium der subjektiven Involviertheit und genauen Wahrnehmung, das eng damit verbunden ist. Darüber hinaus trainieren die Schüler*innen durch die Methode des think-pair-share zudem die literarische Anschlusskommunikation und damit folglich auch eine leicht abgewandelte Form des literarischen Gesprächs nach Spinner.
Der Unterrichtsentwurf trägt also entscheidend dazu bei, dass sich die Schüler*innen eigenständig das Werk des „Sandmanns“ erarbeiten können, wodurch die Lehrkraft in letzter Konsequenz als Lerncoach fungiert, der die quasi adaptive Unterrichtssequenz an die Bedürfnisse der Lernenden anpassen kann, um ein möglichst effektives Lernen sicherzustellen. Ein weiterer positiver Aspekt jener Unterrichtssequenz ist, dass die Schüler*innen tatsächlich auch eine digitale Version der Unterrichtseinheit besitzen, auf die sie jederzeit von Zuhause aus zugreifen oder die sie auch eigenständig bearbeiten können. Dies ermöglicht also eine effizientere Vorbereitung für Klausuren, da jedem/jeder Schüler*in -auch im Falle eines fehlenden Hefteintrages- der Zugang zu allen wichtigen Inhalten der Unterrichtssequenz ermöglicht wird.
Quellen:
Abraham, Ulf: Lesedidaktik und ästhetische Erfahrung: Lesen und Verstehen literarischer Texte. In: Taschenbuch des Deutschunterrichts. Band 2: Literatur- und Mediendidaktik. Hrsg. v. V. Frederking, H.-W. Huneke et al. Baltmannsweiler 2013, S. 139–160.
Haas, Gerhard /Menzel, Wolfgang /Spinner, Kaspar: Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht. In: Praxis Deutsch, 21 (1994) 123, S. 17-25.
Rosebrock, Cornelia/ Nix, Daniel: Grundlagen der Lesedidaktik und systematischen schulischen Leseförderung, Baltmannsweiler 2008, S. 119-124.
Spinner, Kaspar: Literarisches Lernen. In: Praxis Deutsch (Heft 200/2006), S. 6–16.
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